Was denken die Jugendliche über die Vor- und Nachteile der Zweisprachigkeit?

Im Rahmen eines Forschungsprojektes wollte ich die Meinungen der Jugendlichen über die Vor- und Nachteile der Zweisprachigkeit entdecken. Viele der 49 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die den Fragebogen ausfüllten, haben ausdrücklich betont, dass die Vorteile der Zweisprachigkeit ihre Nachteile eindeutig überwiegen. Die meisten Schülerinnen und Schülern glauben dank zweier Sprachkenntnissen bessere Karriere-Chancen, erweiterte soziale Kontakte, ein ausgeprägtes Gespür für kulturelle Unterschiede und einen erweiterten Horizont zu haben. Viele genießen die Verbundenheit mit zwei Kulturen und fühlen sich in beiden Ländern zu Hause.

Als bedeutendste Unannehmlichkeit haben die Antwortgeber die ungewollte und unbewusste „Sprachenmischung“ und die immer wiederkehrenden Blackouts bei der Wortschatzsuche hervorgehoben. Andere halten es für unmöglich, beide Sprachen ohne Fehler sprechen und schreiben zu können. Sie haben das Gefühl, dass die eine Sprache nur auf Kosten der anderen vertieft werden kann. Eine dreisprachige Gymnasiastin hat auf die Problematik der Minderheitensprachen aufmerksam gemacht: Sprachen, die in der Gesellschaft eine niedrige Stellenwert genießen, werden mit der Zeit nicht mehr gesprochen.

Es folgt eine Einsicht in die Denkweise der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten im Alter zwischen 12 und 20 Jahren über das Thema:

Ich glaube, Zweisprachigkeit hat nur Vorteile: Man kann sich in zwei Ländern zurechtfinden und man kann sich mit mehreren Leuten unterhalten. (14 jähriger Schüler)

Grösster Vorteil, weil man mehr Chancen bei der Jobsuche und in anderen Abschnitten des Lebens hat. (16 jährige Schülerin)

Man gehört gleichzeitig zu mehreren Kulturen und hat ein weiteres Blickfeld. (17 jährige Schülerin)

Leute, die zwei Sprachen sprechen, werden respektiert, weil sie sich besser verständigen können. (12 jährige Schülerin)

Man kann sich in beiden Ländern zu Hause fühlen. (15 jähriger Schüler)

Vorteil: ich werde in Ungarn nicht als Tourist angesehen und bei manchen Sachen muss ich weniger zahlen. (13 jähriger Schüler)

Es treten keine Feindseligkeiten zwischen verschiedenen Nationen auf. In der Zukunft kann man sowohl eine ungarische als auch eine deutsche Uni besuchen. (18 jährige Schülerin)

Man kann ohne Probleme in beiden Ländern leben und man wird nicht so leicht ausgetrickst. (14 jähriger Schüler)

Gute Chancen zum Überleben in der Gesellschaft und multikulturelle Denkweise. (17 jährige Schülerin)

Man muss beide Sprachen ständig benützen, sonst vergisst man entweder die eine oder die andere. (12 jährige Schülerin)

Wenn mir ein bestimmtes Wort nur in der einen Sprache einfällt, das nervt mich. (15 jähriger Schüler)

Ein ganz grosser Nachteil: Man kann nicht in beiden Sprachen PERFEKT sein. Es bleiben immer kleine Mängel sowohl beim Sprechen als auch beim Schreiben. Dies ist eine persönliche Erfahrung von mir. (14 jährige Schülerin)

Wenn ich die eine (Sprache) lerne, vergesse ich die andere. (12 jähriger Schüler)

Der einzige Nachteil, der mir in den Sinn kommt, ist, dass man am Anfang die Sprachen mischt. (14 jährige Schülerin)

Nachteile sind, dass ich beim häufigen Sprachwechsel am Ende die Sprachen mische. (15 jähriger Schüler)

Ab und zu Schwierigkeiten, sich in einer der zwei Sprachen auszudrücken. Ich würde z.B. in manchen Fällen eher die andere Sprache benützen wollen. (16 jährige Schülerin)

Mir gefällt es gar nicht, wenn ich den Übersetzer spielen muss. (13 jähriger Schüler)

Bei der Nicht-Akzeptanz der Sprache kann man diese nicht einsetzen. Ich kann in Deutschland kein Rumänisch sprechen. (14 jährige Schülerin)

Haben Sie schon Ihre Kinder gefragt, was sie über zwei- oder Mehrsprachigkeit denken? Wie sie sich mit den einzelnen Sprachen verbunden fühlen? Wissen Sie, welche Freuden und Schwierigkeiten Ihre Kinder im Umgang mit mehreren Sprachen haben? In unserem Workshop werden wir es ausführlich diskutieren.

Übersetzung aus dem Englischen:

Rita Csiszár: Sociolinguistic and Psycholinguistic Dimensions of Language Acquisition and Language Use among bilingual Children and Adolescents, 1998. MA Dissertation (S. 5-7)